Karl Soia, Kohlenhandel - Heizöl

Kurz vor dem zweiten Weltkrieg, als ein großer Bedarf an fossilen Brennstoffen bestand, wurde die Kohlenhandlung Karl Soia, von Karl und seinem Sohn Rolf Soia auf dem Grundstück einer ehemaligen Schmiede, in der Großen Brunnenstraße in Hamburg Ottensen gegründet.

Die Kohlen wurden bei der Ruhrkohle eingekauft und durch die Firma Böe & Ketelsen ausgeliefert, die ihren Sitz direkt am Güterbahnhof in der Harkotstraße hatte.

Die Abholung wurde dabei am Anfang von einem Fordson Straßenschlepper mit zwei Anhängern durchgeführt, einer davon noch mit Elastik-Bereifung. Recht schnell wurde aber ein leistungsfähigerer Hanomag SR 45 gebraucht angeschafft und der Fordson wurde als Reserve abgestellt.

Der Senior mit dem Fordson auf dem Hof in der Großen Brunnenstraße.

Auch ein Tempo Dreirad wurde zur Belieferung kleinerer Mengen Brennstoff eingesetzt.

Nach dem Krieg wurde der Hanomag SR 45 mit größeren Vorderrädern und einer Windschutzscheibe ausgerüstet.

Voll beladen zieht der Hanomag SR 45 seine zwei Anhänger, von Böe & Ketelsen auf dem Güterbahnhof, durch die Harkotstraße.

Anfang 1954 verstarb der Senior und der Betrieb wurde durch den Junior weitergeführt.

Mitte der 50er Jahre wurde der Hanomag SR 45 gegen ein neues Modell R45 mit Kabine ausgetauscht und an einen Schausteller verkauft. Bis Anfang der 60er Jahre wurde die Auslieferung an Kunden noch mit Hanomag Straßenschlepper und Anhängern durchgeführt.

Dann wurde ein neuer MAN-Kipper angeschafft und zusätzlich zwei Vidal-Trichteranhänger.

Rolf Soia vor dem neuen MAN 415 Kipper.

Mitte der 60er Jahre folgte ein zweiter MAN 520 Kipper. Mit ihnen und den zwei Trichteranhängern wurden zusätzlich Koks, von den Hamburger Gaswerken auf dem Kleinen Grasbrook, abgeholt und an einen Giessereibetrieb in Altona geliefert. Die Abladung erfolgte mit Körben oder mit Schütten, die direkt an den Auslauf der Anhänger, eingehängt wurden.

Die Belieferung an Einzelkunden erfolgte inzwischen mit einem Hanomag L 28 und wurde als Sackware geliefert, in der Regel auf die Böden der Mietshäuser, nicht selten 4 Stock hoch - eine Knochenarbeit. Abgefüllt wurde die Sackware vor Ablieferung auf dem Hof mit der Absackwaage, später kam dann ein Absackblitz zum Einsatz, welche die Arbeit enorm erleichterte http://www.gebhardt-foerdertechnik.de/de/produkte/favorit-absackblitz/.

Außerdem wurde auch noch mit "Anmachholz" welches im Sommer, wenn mehr Zeit war, zerkleinert wurde und Heizöl gehandelt. Das aber, wegen der geringen Abnahme, in 200 Liter Fässern vorgehalten und in Kanister abgefüllt wurde. Seit den 70er Jahren führte jedoch der Strukturwandel, weg von den fossilen Brennstoffen zu Gas, Elektrik und Fernwärme, zu einem Sterben der Kohlenhändler - dies betraf Großhändler wie auch Einzelhändler.

Aber 1972 wurden die beiden Kipper durch nur einen neuen MAN 11.136 ersetzt, die beiden Trichteranhänger blieben in Betrieb.

Einer der alten Pritschenanhänger aus der Vorkriegszeit stand jedoch noch auf dem Hof.

Über 35 Jahre bestand jetzt die Firma. Der gewachsene Stadtteil Ottensen mit vielen Häusern aus der Anfangszeit des letzten Jahrhunderts gewährte jedoch noch ein Auskommen der Kohlenhandlung Karl Soia.

Nicht einmal 7 Jahre später wurde der MAN 11.136 1979 durch einen MAN Frontlenker 13.168 ersetzt worden, dessen Aufbau von der Firma Heinrich Schleede in Hamburg-Bergedorf gefertigt wurde. Mit ihm und den Trichteranhängern wurde  weiterhin die Belieferung der Giesserei durchgeführt. Die Belieferung von Einzelkunden wurde inzwischen mit einem Mercedes 207 mit hoher Pritsche ausgeführt.

Mittlerweile bestand die Firma über 50 Jahre als eine der letzte Kohlenhandlungen in Hamburg.

Nach dem Tod von Rolf Soia 1991 wurde die Kohlenhandlung aufgelöst und die restlichen Kohlen an eine Firma verkauft, die den vollen Hof noch für den bevorstehenden Winter verkaufte. 1994 wurde das leere Grundstück schließlich verkauft und es anschließend neu bebaut.

Überlebt hat der MAN-Frontlenker, der heute in der Obhut von Karl, dem Sohn von Rolf Soia gepflegt wird.

Der Hanomag R45 wurde nach rund fünf Jahren Einsatzzeit nur noch zum Rangieren der Anhänger auf dem Hof gebraucht, und nach Schließung der Kohlenhandlung neu lackiert und verkauft.

Der Fordson wurde nach fast 50jährigem Dornröschenschlaf erweckt, restauriert und verkauft.

Wir möchten Karl, dem Sohn von Rolf Soia dafür danken, dass er hier aus seiner Erinnerung, die Geschichte der Firma Karl Soia & Sohn geschildert hat.


Bilder:

Karl Soia

Stadtteilarchiv Ottensen

Text:

Jürgen Danner